, Ursula Bodmer

2018 Turnfahrt Chrütlischwur und Pinkelstein

Chrütlischwur und Pinkelstein

Die diesjährige Turnfahrt startete am Tag des meteorologischen Herbstanfangs bei strahlend grauem Himmel und lang ersehntem Regen. Nach und nach trafen Turnerfrauen unterschiedlichster Müdigkeitszustände ein. Im Zug kam dann schon die mobile Kaffeemaschine zum Einsatz, deren Output – begleitet von Gipfeli – die Truppe selbstverständlich ermunterte. In Zug umgestiegen und in Sisikon angekommen, montierten wir unseren Regenschutz in diversesten Farben und Formen. Man glaubt’s kaum, sogar ein Zelt wurde aufgeschlagen! Das spontan und sinnvoll umgestaltete Programm von Marianne führte uns im Entenmarsch nach Flüelen. Entlang des Seeufers und der stark befahrenen Autostrasse, vorbei an einem Hochzeitspaar beim Fotoshooting, über Stock, Stein und Treppen kamen wir mit Hunger in Flüelen an.

 

Im Restaurant MIXX bekochte uns Mireille, die äusserst sympathische Köchin. Gekonnt und mit einer Prise Humor servierte der Serviceangestellte uns die Köstlichkeiten. Bei Speis und Trank entschieden wir uns, nicht mehr allzu weit durch den Regen zu tanzen, sondern uns in den Bus zu setzen und uns nach Altdorf chauffieren zu lassen. Das ominöse Telldenkmal sollte besichtigt werden. Da einige unter uns keine Vorstellung von diesem Denkmal hatten, wurde der schöne Turm dahinter als Kirche und Telldenkmal deklariert. Wir bestiegen das Türmli, informierten uns über die verschiedenen Aussichten aus den Turmfenstern und starteten eine höchst erfolgreiche Gruppenfoto-Aktion vor dem Telldenkmal.

Das Türmli mit seinen vielen Treppenstufen zu besichtigen, machte uns schon wieder so müde, dass wir nach einem herzigen, gemütlichen Kaffee suchten. Nachdem wir an zahlreichen Herbstfestbesucher vorbeigesteuert sind und in einem Kirchenkaffee nicht sehr willkommen geheissen wurden, fanden wir im Café Zentral, welches uns der Buschauffeur empfohlen hatte, einen Platz. Einige unter uns blieben noch kurz in einem Sportgeschäft hängen, in welchem sie glatt eine männliche Schaufensterpuppe umgehauen hatten. Später kamen wir mit einem kompetenten Busfahrer, der uns nebenbei auf den sehr entscheidenden Unterschied zwischen dem Reusstal und dem Schächental aufmerksam machte, zur Talstation der Bergbahn Biel-Kinzig. Ein urchiger Typ erklärte uns in seinem Ürnertüütsch, wie wir nach oben kommen würden. Glücklicherweise hatten wir unsere Ürnertüütschexpertin dabei. Kaum hatten wir uns an diese kurlige Sprache gewöhnt, kam der Frauenturnverein aus Wängi TG angegondelt. Die Wartezeit auf die nächste Seilbahn war demnach kurzweilig. Ohne Telefonanruf bei der Bergstation und ohne „Schötong“ wurden wir schliesslich wie in einer Sardinenbüchse mit Selfie-Funktion durch den Nebel nach oben gewiegt.

Oben angekommen wurden wir von Peter, dem eigenartigen Thai-Katzen-Liebhaber, empfangen. Er führte uns in die wohlriechenden Zimmer, wo wir uns so gut wie möglich einrichteten und anschliessend ziemlich schnell in die Gaststube flüchteten. Wir mussten schliesslich pünktlich sein, denn um Punkt 6 Uhr sollte die Fütterung stattfinden. Leider ohne Thai-Buffet, dafür mit Stocki und aufgetautem Fertiggemüse füllten wir unsere Mägen. Das Warten auf das Dessert schien uns schon vergebens, doch dann gab es doch noch Fruchtsalat und einen Kaffee oder Tee. Wir genossen den späteren Abend mit Spielen, Gesprächen und winkenden Katzen. Petrus konnte uns die gute Laune an diesem Tag trotz seiner Hartnäckigkeit nicht verderben! Wohl eher etwas verdorben war die Luft im 10er Schlag. Als die letzten Frauen sich auch Richtung Bett aufmachten, schliefen die ersten schon (fast). Im Badezimmer ging es beim Zähneputzen etwa so zu und her wie in einem Klassenlager. Übermüdete Gemüter konnten nicht aufhören zu lachen. Die Luft im Schlag gab Nicole dann den Rest. Diverse Möglichkeiten wurden abgecheckt: Tür öffnen, Fenster öffnen, Parfüm versprühen, schnell einschlafen, nicht einatmen, ... Entschieden wurde für: Sich trotzdem nochmals aus dem Schlafsack würgen, das Fenster öffnen, tiiiiief einatmen, Luft anhalten, Parfüm versprühen, ausatmen und sich wieder in den Schlafsack zwängen. Die Luft war nachher zwar nicht besser einzuatmen, aber definitiv weniger schrecklich im Duft. Die Nacht war dank offenem Fenster kühl, schnarchend, fürzelnd und blaue Flecken verteilend.

Am nächsten Morgen stand zum Glück fest: Es gab keine ernsthaft verletzten oder durch Erstickung umgekommenen Personen. Die Nacht hat nur ein paar graue Pünktchen hinterlassen. Frühstück gab es ganz zur Enttäuschung einiger Turnerinnen nicht schon vor 8 Uhr. Auch da wurde offensichtlich auf Pünktlichkeit gesetzt. Mit Alpkäse, Alpbutter und nicht sehr frischem Brot im Magen machten wir uns auf den Weg Richtung Eggberge. Schon nach kurzer Zeit kamen wir zum Alpstubli Selez, wo wir wiederum einkehrten und es uns nicht nehmen liessen, bei kurzzeitiger Erhellung des Himmels Fotos zu schiessen. Jeder auch nur angedeutete Sonnenstrahl wurde eingefangen. Bevor wir uns von den herzlichen Gastgebern verabschiedeten, plünderten wir ihren Mütschli-Vorrat. Bei wechselhaftem, aber trockenem Wetter wanderten wir am Fleschsee vorbei hinunter nach Eggberge. Im Restaurant Seeblick (welcher sich übrigens zu diesem Zeitpunkt nicht erhaschen liess) hielten wir wieder Rast und assen etwas Kleines. In der Seilbahn von Eggberge nach Flüelen hatten wir für einmal alle zusammen Platz.

Auch hier kamen wir zum Glück ohne Jetons und Telefon aus und die Sicht war im Vergleich zum Vortag herausragend. In Flüelen bestiegen wir das Schiff. Nach anfänglicher Verwirrung über die Fahrtrichtung konnten sich dann alle mit dem Wissen, auf dem Füdli des Schiffs zu sitzen, arrangieren. Im Zickzack über den Urnersee, vorbei am Chrütlischwur und dem schillernden Pinkelstein gondelten wir (etwas enttäuscht über die Rütliwiese) nach Brunnen. Da deckten wir uns mit einem süssen Zvieri ein, den wir mittels Strichcode genauestens auf dessen Risiken und Nebenwirkungen prüften – mit einem hammermässigen Ergebnis: Bettys Spitzbuben können Spuren von toten Tieren enthalten. Diese erschreckende Erkenntnis liess uns aber am Leben und wir tuckerten nach Zug und von Zug direkt nach Andelfingen. Nach einer regen Diskussion übers hinten oder vorne in den Zug einsteigen und der Erkenntnis, dass der Zug im Zürcher Hauptbahnhof die Fahrtrichtung ändert, kamen dann doch noch unsere über einige Höhenmeter transportierten Weingläser zum Einsatz.

Das war einfach ein HUGOmässiger Ausklang unserer Turnfahrt 2018!